Desc: Rosen, Dornen und Träume: Regie: Ralf Brings, Tatiana Yankina. Das „Haus der erfahrenen Bühnenkünstler“ in St. Petersburg ist mittlerweile seit mehr als hundert Jahren die letzte Bleibe für Bühnenkünstler, die ihr ganzes Leben dem Theater gewidmet haben und hier einen Ort gefunden haben, an dem sie betreut werden und werden immer noch als Künstler geschätzt. Die Verwaltung des Hauses bezahlt einen Pianisten für die Anwesenheit bei täglichen Proben und Hauskonzerten, die Schlafzimmer ähneln mit ihren Erinnerungsstücken und Arbeitsutensilien eher Ateliers als funktionalen Schlafzimmern. Derzeit leben hier 95 Männer und Frauen: Schauspieler, Opernsänger, Tänzer, Maler und Regisseure aus allen Teilen der ehemaligen Sowjetunion; hier erschaffen sie ihre eigene Theaterwelt und spielen ihre Rollen weiter – sowohl im Alltag als auch auf der hauseigenen Bühne. Im Wettbewerb mit seinen Künstlerkollegen strebt jeder von ihnen danach, wieder im Rampenlicht zu stehen. Ihren letzten großen Auftritt geben sie im „House of Veteran Stage Performers“. Der Tod wird, das wissen sie nur zu gut, erst dann kommen, wenn sie aufhören zu spielen. Seit vier Jahren besuchen die Cineasten Tatiana Yankina und Ralf Brings das Künstler-Altenheim am Ufer der Newa, hören seinen Bewohnern zu und beobachten sie mit Anteilnahme und angemessener Distanz bei ihrem Tun. Ihr Film zeigt, wie die Bühnenveteranen mit Pathos, Eitelkeit und Humor, aber auch mit eiserner Disziplin dem Verlust ihrer Fähigkeiten und ihrer Kräfte trotzen. Ihre Anekdoten und Erinnerungen reichen bis in die 20er Jahre zurück: der Tag, an dem Lenin starb, der Terror Stalins, die neue Freiheit unter Chruschtschow, die Boris Barinow, der erste Kabarettist der Sowjetunion, zu seinem Vorteil als Stoff nutzte. Nur wenige von ihnen erlangten tatsächlich Berühmtheit, aber als Bühnenkünstler waren sie alle Figuren des öffentlichen Lebens und betrachteten sich als Repräsentanten einer Kultur, die sie selbst überlebt haben. Die skurrilen Alltagsereignisse in dieser herrschaftlichen Umgebung erzeugen ein Gleichgewicht zwischen Komik und Melancholie und dokumentieren liebevoll den völligen Wahnsinn eines Ensembles aus Exzentrikern und Diven, während ruhigere, poetischere Sequenzen uns eine Dimension wahrnehmen lassen, die uns alle berührt; Leidenschaft als Lebenskraft!